Ein neuer Player betritt kühn das Spielfeld eines zunehmend ausgereiften Marktes: Odo Kiteboarding heißt der neue Hersteller aus Italien, dessen Range zwei brandneue Kites umfasst – und wir sind natürlich gespannt, wie sie sich gegen die Konkurrenz behaupten werden. Einen davon haben wir getestet: den YO. Ein Kite mit einer kräftigen Portion an Delta-Genen, der sich an Wavekiter, Foiler und Freerider richtet. C3-Ripstop und Low-weight-Dacron machen den YO zum Leichtgewicht, wodurch er früh losgeht und ein ansehnliches Lowend liefert. Das minimale Bridling sorgt für geringen Luftwiderstand, eloxierte Slider reduzieren die Abnutzung an der Front, und auch die Trailing-Edge verfügt über eine spezielle Anti-Verschleiß-Verstärkung. Das Quick-Vario-Barsystem wirkt solide und funktionell – hier wurden relativ simple Zutaten clever kombiniert. Dass einige Komponenten aus Titan bestehen, zeigt das Bestreben, an Gewicht zu sparen. Die verfügbare Depower ist ordentlich, und mittels eines verschiebbaren Stoppers kann der Depowerweg auch an kürzere Arme angepasst werden. Wie bei vielen anderen Marken macht die stets zuverlässige Clamcleat auch hier einen guten Trim-Job. Besonders angenehm ist der EVA-Griff, dessen geringer Durchmesser sich in der Hand edel anfühlt. Die Safety-Line läuft etwa acht Meter lang parallell zu einer der Frontleinen – das fühlt sich zwar etwas unordentlich an, funktioniert aber. Der Chicken-Loop verfügt über ein simples Push-Release mit Pin und ist funktionell und sicher, mit solidem Ausdrehsystem für die Leinen.
Bei unserem Test (in relativ unterschiedlichen, inkonstanten Windbedingungen) zeigte sich der YO sich durch seine Windrange hinweg extrem stabil und ohne Neigung zum Überfliegen. Sein Drift nach Lee ist – unübertrieben! – exzellent. Dazu kommt ordentlich Power und Grundzug. Entgegen traditioneller Deltas fliegt der YO allerdings angenehm ruhig und erfordert wenig Druck an den Steuerleinen. Als Wavekite setzt er eher auf exzellenten Drift und Stabilität in der Luft als auf Manövrierfähigkeit. Was sich in Sideshore-Bedingungen bezahlt macht, bei Onshore-Wind allerdings etwas herausfordernder ist. Damit er dreht, braucht es etwas Überzeugungsarbeit. Angepowert mit dem Twintip ergibt die Kombination aus Grundzug, Lift und gesetzterem Drehverhalten angenehm kontrollierte Flüge und Transitions ohne Überraschungen. Sein geringes Gewicht, das gute Lowend und der moderate Turning-Speed machen ihn auch zu einer guten Option fürs Foilen.
Kurz gesagt: Ein minimalistischer, leichtgewichtiger und unkomplizierter Kite mit jeder Menge Power im Gepäck – und das alles zu einem Preis, der sich sehen lassen kann. Ein ermunternder Einstieg in den Markt!