Die erste Range der neuen North-Kiteboarding-Schirme ist da – darunter auch der Orbit. Ein Name, der für sich spricht. Das Konzept: Boost-Maschine mit fünf Struts und Freeride-Genen. Eine Kombination, die momentan in vielen namhaften Lineups auftaucht. Natürlich wollten wir wissen, wie der Neuling im Vergleich abschneidet! Hinsichtlich der Konstruktion findet man beim Orbit alles, was man von einem Highend-Kite eben so erwartet: Materialien von Teijin, dazu hauptsächlich D2-Tuch und ein Dacron-Dahmen, der das Ganze in Form hält. Muschelförmige Verstärkungen an den Struts festigen das Tuch noch zusätzlich von innen. Sowohl an den Enden der Tips und als auch an den Strut-Verbindungen kommt großzügig Kevlar zum Einsatz, die besonders beanspruchten Bereiche an den Wingtips sind zusätzlich durch PVC verstärkt. Die Bridles bestehen aus dünnem, robusten Dyneema und kommen ohne Pulleys aus – ein simples, verschleißfreies Konzept. Mit der neuen Bar hat North Kiteboarding ins Schwarze getroffen – für uns eines der am besten durchdachten Systeme des Marktes. Die Safety-Line verläuft aus dem Chickenloop durch einen PU-Schlauch, wodurch ein sicherer, cleaner Übergang entsteht. Das Quick Release, gefertigt aus solidem, langlebigem Kunststoff, ist aufgebaut wie ein Anschnallgurt im Auto (ausgelöst wird durch Wegdrücken). Unser Fazit: Das North-Team hatte Zeit, einen Schritt zurückzutreten, alle guten Systeme des Marktes genauestens zu analysieren, sich das Beste herauszupicken und es anschließend mit Special Features zu würzen. “Gut durchdacht” wäre für dieses Barsystem weit untertrieben! In der Luft überzeugt der Orbit mit relativ geringen, neutralen Barkräften mit solidem Feedback. Auch, wenn der Wind zunimmt, bleiben die Barkräfte ziemlich gleich. Überraschend für einen Fünf-Strut-Kite ist, dass sich die Canopy etwas verdrehen kann, was den Orbit (im Vergleich zu seinen stabilen Kollegen) im Handling etwas dreist macht. Hinsichtlich der Performance hat der Orbit zwei Gesichter bzw. Einsatzbereiche: Im unteren Windbereich überzeugt er als geschmeidiger Freerider zum Cruisen mit beeindruckend unkompliziertem Relaunch und easy abzurufender Kraftentfaltung – da trauen wir uns sogar, das Wort “anfängerfreundlich” in den Mund zu nehmen. Sobald der Wind zunimmt, sich der Orbit in eine wahre Boosting-Maschine, die auch im Topend super einfach und vorhersehbar zu handhaben ist. Ein erfahrener Kiter kann ihn auch bei richtig viel Wind noch handeln – bei unserem Test fühlte sich der 9er (kombiniert mit mittelgroßem Twintip) noch bei mehr als 35 Knoten komfortabel an. Durch die fünf Struts und den großzügigen Dacron-Einsatz gibt es hier selbst bei aggressiven Loops kein Schlackern. Beeindruckend ist auch, dass der Orbit trotz fehlender Bridle-Pulleys im Vergleich zur Konkurrenz ähnliche Lift-on-Demand-Eigenschaften aufweist. Ingenieurskunst, die sich sehen lassen kann! Die Kraftentfaltung bei Loops ist gut kontrollierbar. Den Zug nach Lee kann man quasi selbst bestimmen – je nachdem, wie weit man die Bar anzieht. Und, wie schon gesagt: So einfach, wie sich der Orbit im oberen Windbereich kontrollieren lässt, wagt man sich gerne mal raus aus der Komfortzone. Dass die Ansprüche ans erste North-Lineup hoch waren, steht außer Frage. Dass sie locker erfüllt wurden, ebenso.
Kurz gesagt: Ein Vorzeigeprodukt für die erfahrenen Designer, die dahinter stehen. Und ein Paradebeispiel, das zeigt, wie einfach ein High-Performer funktionieren kann (und soll).